Carmen und Don Quijote in Züblin-Haus
Zwei Konzertabende mit spanischem Flair bot der Liederkranz Möhringen am 29. und 30. September seinem zahlreich erschienenen Publikum im Züblin-Haus. Musik aus der Oper Carmen von George Bizet bestimmte den ersten Teil des Programms; nach der Pause erzählten Szenen aus dem Musical „Der Mann von La Mancha“ die Geschichte des Don Quijote.
Die vom Gemischten Chor klangstark und temperamentvoll gesungenen Chorszenen bildeten die Höhepunkte des Carmen-Querschnitts: Da machten lasziv-schnippische Zigarettenmädchen sich über ihre schmachtenden Verehrer lustig – an ihrer Spitze die verführerische Carmen (Veronika Schlag) in der berühmten Habanera. Feurige Rhythmen unterstrichen die Begeisterung für den Torero Escamillo (Bernhard Bindl). Verschwörerisch lockend und schließlich trotzig aufbrausend priesen die Schmuggler die Freiheit der Gesetzlosen. Und im furiosen Finale jubelte die Bevölkerung Sevillas den Teilnehmern des bevorstehenden Stierkampfes zu.
Das bekannte Zigeunerinnen-Duett „Chanson“ sangen Esther Maurer und Veronika Schlag, und Stephan Frieß machte als Don José der angebeteten Carmen ein leidenschaftliches Liebesgeständnis.
Das Orchester der Stuttgarter Musikfreunde – in den instrumental dominierten Teilen unter Leitung von Marcin Dobrzanski – gab der Musik von Bizet farbigen Glanz. Die chorisch geprägten Passagen leitete Burkard Miller zupackend und souverän.
Im zweiten Teil des Abends setzte der Junge Chor „Local Vocals“ die Geschichte des Alonso Quijana alias Don Quijote in Szene. Den von Birgit Graf und Alexander Schönbein erarbeiteten Text sprach Reinhard Blumrich pointiert und - wo angebracht - schon mal mit feiner Ironie. So konnte Bernhard Bindl als „Ritter von der traurigen Gestalt“ trotz seiner stämmigen Physis durchaus als „hager und hohlwangig“ durchgehen.
Auf der Suche nach Ruhm, kämpfend für das Gute, zieht sich der von seiner Mission durchdrungene aber eben doch recht wunderliche Edelmann den Spott seiner Umgebung zu – trotz der rührend fürsorglichen Unterstützung durch seinen Knappen Sancho (Alexander Schönbein). Auch die Dirne Aldonza (Esther Maurer), vom Ritter zur anbetungswürdigen edlen Dame Dulzinea ernannt, kann sich in ihrer geschundenen und erbärmlichen Existenz seiner Sicht der Dinge zunächst nicht anschließen. Erst als der von seiner Verwandtschaft aller Illusionen beraubte Senor Quijana sich auf dem Sterbebett noch einmal zu seinen Idealen bekennt, erkennen auch Aldonza und Sancho die suggestive Kraft der Vorstellung von einer Welt, wie sie sein sollte.
Unter der straffen Regie von Irene Karle und von spanischen Rhythmen angefeuert sangen und spielten die Hauptdarsteller sich in die Herzen der Zuhörer. Locker und präsent zugleich gestalteten die Mitglieder der Local Vocals die weiteren Rollen und waren insbesondere als Chor von eindrucksvoller Intensität.
Burkard Miller hatte auch diese Aufführung mit großem Engagement vorbereitet und führte das Ensemble in seiner unnachahmlichen Art zur Höchstleistung. Mit dem von beiden Chören des Liederkranzes gemeinsam gesungenen Titelsong „I am I, Don Quijote … onward to glory I go!“ klang der Konzertabend aus.
Xaver Beck